Yoga zur Stressregulation im Alltag Was ist Stress? Chronischer Stress versetzt den Körper in einen dauerhaften Aktivierungszustand. Das sympathische Nervensystem ist ständig aktiv. Das ist der Teil des Nervensystems, der ursprünglich aktiv wurde, wenn wir in Gefahr waren. Wenn zum Beispiel ein Feind mit der Keule oder Säbelzahntiger vor uns stand. Durch die Aktivierung dieses Teils des Nervensystems machte sich der Körper bereit, sich gegen den Feind zu wehren oder wegzulaufen. Deshalb spricht man hier von der Aktivierung des Flucht-Kampf-Mechanismus. Der Körper geht dafür in eine Grundspannung und vermindert die Versorgung unnötiger körperlicher Funktionen wie z.B. der Verdauung, Blutversorgung der Extremitäten. Der Herzschlag geht dann schneller, die Pulsfrequenz steigt, der Atem verändert sich, wird angestrengter, oberflächlicher, schneller und unregelmäßiger. Früher haben wir dem Feind oder dem Tiger dann die Keule über die Rübe gezogen und das Thema war erledigt und man konnte wieder entspannt seines Weges gehen. Das tun wir allerdings heute nur noch in den seltensten Fällen. Stattdessen bleiben wir ständig im Stressmodus, der heutzutage durch die Sinneswahrnehmungen und die sich daraus entwickelnden Gedanken hervorgerufen wird. Es fällt uns nicht einmal mehr auf, dass wir uns ständig in einem solchen Zustand befinden. Es ist heutzutage normal, dass man ständig etwas tut, unterwegs ist, immer in Gedankenprozessen steckt und in ständiger Unruhe ist (innerlich und äußerlich). Das bedeutet, man ist chronisch in diesem Flucht-Kampf-Mechanismus. Diese dauerhafte Aktivierung führt zu Erschöpfung. Kein Motor hält es dauerhaft aus übertourig zu laufen!!! Stress-Symptome: *Dauerhafte Erhöhung der Herzfrequenz, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerhöhung durch die reflektorische Verengung der Blutgefäße und die Veränderung der Atemfrequenz führen dazu, dass dauerhaft gestresste Menschen haben ein höheres Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. *Körperfunktionen wie die Verdauung (Durchfall, Verstopfung), Sauerstoffversorgung und Wärmeregulation funktionieren nicht mehr richtig. *Konzentrationsstörungen und Verminderung der Hirntätigkeit durch Verminderung der Gehirnmasse und der Verknüpfungen im Gehirn *chronische Verspannungen überall im Körper, in Muskulatur und Fasziengewebe, Kopfschmerzen und Migräne, nächtliches Zähnezusammenbeißen und Zähneknirschen *Schlafstörungen *erhöhter Cortisolspiegel führt zu vermehrten Entzündungsreaktionen im Körper: Sodbrennen, Reizdarm, Darmentzündungen, Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre, Wundheilungsstörungen *Sinnesorgane reagieren ebenfalls auf Stress: Tinnitus oder Hörsturz, Stimmverlust/Heiserkeit *Stress ist großer Risikofaktor für Diabetes: Kortisol wird freigesetzt und Blutzucker-Gehalt im Blut steigt, gleichzeitig verringern stressbedingte Botenstoffe die Wirkung des Insulins, wodurch der Blutzucker-Spiegel nicht mehr richtig reguliert wird. *Immunsystem wird geschwächt durch Kortisol, das Abwehrkräfte schwächt. Bakterien und Viren können leichter angreifen. Es kommt häufiger zu Autoimmunreaktionen im Körper, wie wir es z.B. bei Covidinfektionen, Herpes, Gürtelrose, Schuppenflechte und allergischen Reaktionen/Asthma erleben. *Psychische Folgen: Innere Unruhe und Anspannung, Nervosität, Reizbarkeit, Unzufriedenheit, Angststörungen und Panikattacken, Wut und Aggressivität, Depressionen, Antriebslosigkeit, innere Leere *Burnout = emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfungszustand Wichtig ist, dass ein Großteil der Stressreaktionen auch immer medizinisch abgeklärt werden müssen, was jedem klar sein dürfte!!! Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir im Alltag selbst regulierend eingreifen können ist, dass wir lernen uns selbst wieder wahrnehmen. Das Wichtigste ist immer zuerst einmal herauszufinden, wie ich mich fühle. Wenn ich nicht mehr wahrnehme, wie es mir geht und nicht spüre, womit ich mir selbst schade, fehlt mir jede Vorrausetzung dafür etwas ändern zu können. Ich fühle nicht, wann und woran ich etwas ändern muss. Yoga bietet uns in Verbindung Selbstachtsamkeit und Selbstwahrnehmung viele Möglichkeiten der Selbstregulation und wir können uns nur mit wenigen Atemzügen und kleinen Bewegungen im Alltag immer wieder selbst ins Gleichgewicht bringen. Und das ganz ohne Matte und großen Zeitaufwand. Man muss sich nur selbst ein wenig wichtig nehmen… Selbstfürsorge hat nichts mit Egoismus zu tun!!!